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© richter + schwartzkopff    2011

Das Perseus Experiment 1987
Fotografierte Sprache
Studioaufnahmen / Ausstellung
"Die erotischste Stelle eines Körpers ..."

Wie träge ist Ekstase, wenn sie im Moment der Ermüdung die von Haut überwucherten Flügel spreizt?
Vermag das Kameraauge, dieser einäugige Zyklope, den klagenden Flötenton zu rauben, um ihn atemlos dem mit Licht und Chemikalien getränkten Papier erneut einhauchen?
Hat die Nacht die Gewalt des Lichtes im Sagen des Unsagbaren? Was ist Schönheit -, nur Firnis, Patina oder gar der Signalton für Apollo, um sich heimtückisch, hinterrücks, Mann mit Frau verwechselnd, hässlich wie ein Ziegenbock anzuschleichen?
Oder war es gar Pan, der listige Flöter, Raum und Zeit ignorierend, das flinke Auge der Begierde unter den x-sten Rückenwirbel bohrend, um letztendlich die Flugmutanten aufzuschrecken, diese Allegorien der Moderne, die sich lautlos in die Lüfte erheben? ...
Fragen, die der Katalogtext für eine Ausstellung im Kunstverein Schwetzingen festhielt. Im Jagdsaal des Schlosses hingen die lebensgroßen Fotos, befand sich das Pentagram der Flugmutanten mittig zwischen den Flügeltüren, die auf den Park hinausführten, der mit seinen Statuen aus der antiken Mythologie das Pendant bildete. Das abgedunkelte, mit Kunstlicht ausgestattete Atelier war für Wochen das Experimentierfeld für ein Konglomerat von nackten Körpern, getränkt in Olivenöl, gebadet in Wattsekunden. Die Fotografen wollten nichts weniger als die Sprache strangulieren, um in erotisch erstarrten Szenen, der Wahrheit, verhüllt in Gebärde, auf die Spur zu kommen:
Licht war das Seziermesser! Wenn Hesiod seine Musen sprechen lässt: “... vieles lügen die Dichter”, galt das auch für die Bilder?